Tierschutzhund - Second Hand

Durch die steigenden Vermittlungszahlen von Tierschutzhunden, u. a. aus dem osteuropäischen Raum, ist in den letzten Jahren ein Schwerpunkt meiner Arbeit die Hilfestellung bei Hunden mit Deprivationssyndrom. 

 

Stark vereinfacht bedeutet Deprivation, dass der Hund in der wichtigen Präge- und Sozialisationsphase isoliert von Umweltreizen aufgewachsen ist, was sich in z.B. Angst und/ oder Aggressionen gegenüber Umweltreizen und im gesamten Verhalten des Hundes wiederspiegelt.

Die Reaktionen auf äußere Einflüsse sind meist nicht angemessen.

 
So werden Begegnungen mit anderen Lebewesen oft zum Spießrutenlauf, wenn sie denn überhaupt möglich sind.

An einen entspannten Spaziergang ist anfangs oftmals gar nicht zu denken. 

 

Alltägliche Situationen wie z.B. das nötige Sicherheits-Geschirr anlegen, Pflegemaßnahmen, Treppenstufen laufen etc. sind eine große Herausforderung und es Bedarf einer gezielten Hilfestellung für Hund & Halter, um eine Überforderung und damit Rückschritte zu vermeiden. 

 

Die Hunde wurden teilweise auf Hinterhöfen oder in Scheunen groß, oder auf der Straße, wo sie leider häufig von Autos angefahren werden oder weil "überflüssige Plage" mit Steinen beworfen und gejagt. Wenn sie dann mit Schlingen eingefangen werden, sind die Hundefänger oft nicht zimperlich, so dass der Kontakt mit Leine/Halsband (und leider oft der männlichen Spezies) sehr negativ verknüpft wurde. 

In den überfüllten Auffanglagern kommt es zu Beissereien, da weder genügend Platz mit Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind, noch genügend Stimulation und Futter. Der Kampf um Ressourcen geht in einigen Fällen schwerverletzt bis tödlich aus.

So kann man sich gut vorstellen, dass die Hunde dadurch teils stark traumatisiert sind.

Zusätzlich trägt auch der häufig nicht besonders gute Gesundheitszustand zu "abnormen" Verhalten bei. Ein medizinischer checkup indiziert. 

 

In den meisten Fällen ist  zunächst Einzeltraining das passende Setting für dich und deinen Hund um eine Verhaltensverschlechterung aus Überforderung zu vermeiden. 

Wir schauen uns genau an, was ihr als Team zusammen bewältigen könnt und wo noch Defizite bestehen. 

Häufig fehlt das Hintergrundwissen für das richtige Handling bei ausgeprägtem Territorialverhalten (z.B. gegenüber Besuchern & Hunden), Angst- /Aggressionsverhalten. 

Wer seinen Hund richtig "lesen" kann, kann sich viel besser auf die Situationen vorbereiten und den Hund vorausschauend führen.

Dies wiederum stärkt eure Vertrauensbasis und so können Step-by-Step alternative Verhaltensweisen auftrainiert werden. Die ganze Situation entspannt sich.

 

Insbesondere bei Welpen aus dem Tierschutz lassen sich viele Probleme von vornherein vermeiden oder zumindest abmildern.

Durch meine langjährige Erfahrung und Qualifikation als Tierpsychologin erkenne ich diese "Fallstricke" im Ansatz und weise frühzeitig auf die gerade entstehende Problematik hin.

In unerfahrenen Händen verschlimmert sich Angstverhalten oft zu einer Angstaggression. Leider sehen viele Halter die Notwendigkeit nicht, hier rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, da die Konsequenzen bestimmter Lernerfahrungen des Hundes, gar nicht so weitläufig verstanden werden.

Problematisches Verhalten wächst sich nicht von alleine raus und wird häufig durch unabsichtliche Verstärkung verschlimmert. Zeigt dein Welpe Unruhe, verbellt fremde Hunde/ Personen/ Objekte oder schiesst nach vorne und zwickt, reagiert panisch auf Berührungen oder Annäherung, ist es höchste Zeit sich kompetente Hilfe zu suchen.

Hier ist eine 1:1 Anleitung nötig, d.h. diese Themen können in einer normalen Welpengruppe nicht in ausreichender Form abgehandelt werden! 

 

Galerie Verhaltenstherapie/ TSH